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Alles Vollgas, oder was ?

Eine Zusammenstellung von Günni Eberlein


Ein kleiner Kompass für alle, die in den schönen Automobilrallyesport
einsteigen möchten. Verbunden mit der Frage:
Wie wichtig ist der Fahrer im Vergleich zum
Beifahrer oder umgekehrt, bei Bestzeitrallyes
im Vergleich zu Oldtimerrallyes/Orientierungsfahrten ?


Part 1: Bestzeitrallyes

Viele Jahre war ich bei Bestzeitrallyes (1974-1987) sowohl Jahre als Fahrer und auch
als Beifahrer (in der Folge „Co“ genannt) erfolgreich unterwegs.
Ich bin nunmehr seit Mitte 2019 mit meinem Co Hans Hohl auch schon mit
einigen guten Ergebnissen bei Orientierungsfahrten und
Oldtimerorientierungsfahrten unterwegs gewesen und möchte an dieser Stelle allen die neu in diesen Sport einsteigen möchten,  für diese schöne Freizeitbeschäftigung ein wenig Hilfestellung geben.
Was die Aufgaben und die meiner Meinung nach prozentuale
Wichtigkeit von Fahrer und Co angehen, herrschen teils unterschiedliche
Meinungen. Wir/ich habe(n) aber festgestellt, dass es entscheidende Gründe gibt,
die den Erfolg und auch den Spass an der Sache erheblich
steigern können.
Bei den Bestzeitrallyes, wo die einzelnen Prüfungen auf abgesperrten
Strecken entschieden werden und der Schnellste gewinnt, kommt bei vielen der Eindruck auf, dass der Fahrer die absolut wichtigste Person ist und der Co allenfalls „Ballast“ auf dem Beifahrersitz ist.
Hier ist meiner Erfahrung nach die prozentuale Verteilung für Erfolg
50% zu 50% !
Der Co muss Eigenschaften besitzen, die zum einen
sicheres Agieren ermöglichen und zum anderen das „Schnell-Fahren“ des Fahrers einschätzen kann. Als Wichtigstes, muss der Co absolutes Vertrauen haben ins fahrerische Können seines Partners und sollte nie Angst haben.
Er muss die Ansagen aus dem „Gebetbuch“ (welches den genauen Streckenverlauf mit allen kleinen Details wiedergibt) vorlesen, und das zum genauen Zeitpunkt, so wie
Es der Fahrer das am liebsten hören möchte ( also nicht zu früh oder
zu spät). Er sollte dabei nie „die Nerven verlieren“, wenn der Fahrer mal einen
Fehler macht. Bei einem Fehler, wer auch immer im Fahrzeug dafür die Ursache gesetzt hat, wird niemals in und während der Bestzeitprüfung darüber gesprochen,
diskutiert oder gar gestritten – das kann man am besten nach der
Wertungsprüfung, oder noch besser nach der Rallye in Ruhe ausdiskutieren!
Einen Fehler, den ich damals als Fahrer niemals akzeptiert hätte und
welcher meiner Co-Pilotin auch tatsächlich nie passiert ist:
in einem Rundkurs darf der Co sich nie verzählen !!!
Und wenn jetzt jemand glaubt, dass es doch gar nicht so schwierig ist auch als Fahrer mitzuzählen – Irrtum !.
Der Fahrer steht derart unter „Strom“, dass dies in der Regel nicht möglich ist.
Nicht selten fährt in Rundkursen ein langsamer fahrender Konkurrent vor einem, den man auch noch überholen möchte. Tatsache ist, dass nicht gerade wenige sich in
Rundkursen verzählt haben, was einem in der Wertung ans Ende des
Feldes bringt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, der Co hat nur das vorzulesen, was der
Fahrer in den Aufschrieb diktiert hat; sollte der Co das Gefühl haben,
dass der Fahrer doch noch schneller fahren könnte, darf er
dennoch niemals den Aufschrieb seinerseits verfälschen, also „schneller
machen“ – so was kann tödlich enden!
Zum Schluss muss ich noch anmerken, dass es für mich absolut wichtig war,
sich im Team menschlich gut einschätzen zu können und somit die eventuellen
Schwächen des Teampartners einzuordnen.
Da ich damals mit meiner Ehefrau fuhr, wusste ich natürlich gut wie sie „tickt“ und sie kannte mich ebenso gut. Sie konnte mich alleine mit der Tonlage ihrer
Ansagen motivieren, also etwas „schneller machen“ oder eben ein wenig
„einbremsen“.
Dies sind aber kleine Nuancen, die nach vielen Jahren der
gemeinsamen Erfahrungen entstehen. Dies ist aber auch Garantien gewesen für unseren späteren Erfolg.
Das waren jetzt meine ganz persönlichen Erfahrungen im „richtigen“
Rallyesport, die jedem Neuanfänger eventuell helfen könnten die Sache mit
Spaß anzugehen. Wenn es dann doch nicht so gut klappt, sollte dies in Ruhe besprochen werden. Es kann natürlich auch an anderen Parametern liegen, z.B. am Auto.

Part 2: Wichtigkeit des Fahrers bei Orientierungsfahrten (Oris)
oder Oldtimer Rallyes/Oris

Hier möchte ich meine Erfahrungen als Fahrer mit meinem Co Hans
Hohl aus meiner Sicht zu den Orientierungsfahrten und Oldtimer
Rallyes (in der Folge Oris genannt) den Mitgliedern weitergeben, die sich
mit dem Gedanken beschäftigen, auch solche Veranstaltungen mal
unter die Räder zu nehmen.
In den meisten Fällen gibt es da verschiedene Schwierigkeitsgrade in
denen man nennen kann. Meine Empfehlung ist ganz klar: Ganz leicht anfangen.
Aber wie wichtig ist er, der Fahrer im Vergleich zum Co bei solchen
Veranstaltungen !?
Da liegt der Schwerpunkt eindeutig beim Co-Piloten!, denn
der prozentuale Anteil am Erfolg liegt hier zwischen 70-90 % beim
Co.
Wichtig ist im Vorfeld, dass der Fahrer aber nicht denken sollte: „ich drehe
jetzt am Lenkrad“ und brauche mich ansonsten um nichts anderes
mehr zu kümmern.
Auch dieser Sport ist ein Teamsport und dazu gehört zwingend, dass der
Fahrer sich im Vorfeld und auch während der gesamten Veranstaltung
über die geforderten Ausführungsbestimmungen schlau machen und
selbstverständlich mitdenken sollte.
Gerade hier ist es wichtig auch vor der Veranstaltung sich miteinander zu
besprechen, hinsichtlich dessen was der Veranstalter im Fahrerbrief so geschrieben hat. So können zusätzlich gegebenenfalls das eigene Teammitglied oder andere aus dem Verein, die ebenfalls starten gefragt werden, wie etwas gemeint und ausgelegt ist. Es sind manchmal so viele Anordnungen zu beachten, dass es kaum im Kopf zu behalten ist.
Der Fahrer sollte alle nötigen/wichtigen Punkte als Kopie im
Fahrzeug haben und eventuell ans Armaturenbrett kleben.
Nur ein ganz einfaches Beispiel: Dürfen wir am Ziel eigentlich Vorzeit
stempeln?, wird das mit Strafpunkten belegt? oder wird die Karenzzeit
mit Strafpunkten belegt ?, und wenn ja, mit wie vielen??!
Das sind alles solche Dinge, die am Ende entscheidend sein können und
man hat diese einfach nicht mehr im Kopf.
Ebenso verhält es sich mit eventuellen Zeitprüfungen welcher Art
auch immer oder Geschicklichkeitsprüfungen, wie z.B. so nahe wie
möglich an ein Gatter heranfahren. Das ist natürlich die
Verantwortung des Fahrers - aber, da schaut man sich vorher in den
Fahrtunterlagen an mit welchen Strafpunkten das belegt wird und
eben wie!!!
Beispiel: Wird die Abweichung einer Zeitprüfung 1/10 pro Sekunde
mit einem Strafpunkt bestraft  und im Gegensatz dazu eine
ausgelassene Kontrolle mit 5 oder 10 Strafpunkten belegt – einfach
mal überlegen wie wichtig ist das Ergebnis der Zeitprüfung?.
Anders kann das schon sein, wenn pro voll Sekunde gewertet wird.
Bei Geschicklichkeitsprüfungen sollte daher immer das Verhältnis zur
Wertung in Bezug auf die Strafpunkte im Auge behalten werden.
Das kann natürlich ein entscheidender Aspekt sein. Manchmal wird
solche eine Prüfung aber nur bei Punktegleichheit in der Fahrstrecke,
also bei den angefahrenen Kontrollen gewertet. Dann ist in der Regel
die Sonderprüfung nicht so relevant – aber Vorsicht an die Fahrer!!!:
sollte die Rallye vermeintlich recht einfach gewesen sein, könnten mehrere Teams kontrolltechnisch auf dem gleichen Platz landen. Hier entscheidet nicht selten die Sonderprüfung oder gar die „strafpunktfreie“ Karenz!
Bei allen Aufgaben die richtige Strecke zu finden, sei es mit einfachen
Chinesenzeichen oder durch eine mit Pfeilen, Strichen und
eingezeichneten Punkten in Kartenausschnitten, überdies noch mit unterschiedlichen Kartenmaßstäben ist natürlich eine stressige Aufgabe
für den Co.
Alleine aus diesem Grunde sollte der Fahrer versuchen, keinen Stress
oder Unmut im Fahrzeug aufkommen zu lassen.
Als Fahrer dem Co so viele Infos wie er haben möchte zukommen zu
lassen (besprechen!!), ansonsten ist Ruhe angesagt!
Wenn alle Infos zum Co rüber kommen, z.B. Ansagen von
Kurvenfolgen, Einmündungen, Kreuzungen usw., Ansagen wie, „wir
kommen jetzt in den Ort XYZ“, „wir fahren über einen Bach“,
„Sportplatz links“, „Hochspannungsleitung, Kirche rechts“ usw. ,
sind das alles Orientierungshilfen, die man als Legende in jeder Karte
mit fast allen Mäßstäben findet. Hierzu bedarf es nicht unbedingt eines Tripmasters (den benutzen wir in der Regel nur bei
kilometrierten Angaben/Chinesen).
Ebenso sollte man nicht hinter anderen Teilnehmern her fahren, was
wir im Prinzip auch selbst nie machen. Gleichwohl sollte der Fahrer immer die
Augen offen halten, denn manchmal hilft die Ansage, dass der
der Teilnehmer vor uns abgebogen ist!. Es besteht die Möglichkeit, dass man
selber etwas übersehen hat und da gibt es das Kommando vom Co
„halt mal an, ich muss mal nachsehen“.
Bitte liebe Fahrer: guckt wie ich in den Rückspiegel, da fahren auch normale Verkehrsteilnehmer, die oft nah hinten dran hängen und mit unserer langsamen, suchenden Fahrweise nicht rechnen; sucht einfach eine geeignete Stelle zum Anhalten,ohne plötzlich zu bremsen. Und wichtig erscheint mir auch der Hinweis: erst wenn es gefahrlos möglich ist gegebenenfalls mit aller Vorsicht wenden!!.
Die Augen auf die Uhr wegen der Gesamtfahrzeiten ist im Wesentlichen Aufgabe des Fahrers. Dieser informiert hierzu nur ab und den Co.
Die Augen des Fahrers sind auch in der Regel die wichtigsten, die nach
den geforderten Kontrollen („Baumaffen“) Ausschau halten und
selbsterklärend natürlich auch auf die Verkehrszeichen. Das ist nicht zu unterschätzen, da sämtliche Fahrten nur genehmigt werden unter Einhaltung der Bestimmungen aus der STVO.
Ein falsches Abbiegen oder verbotenes Überholen ist verwarn- oder bußgeldbewährt und kann von der Polizei verfolgt werden.
Eine Mitteilung durch die Polizei an den Veranstalter über grob fahrlässig begangene Delikte führt unweigerlich zum Wertungsausschluss.
Liebe Einsteiger, es liest sich sicher sehr viel an dieser Stelle, aber das was ich hier geschrieben habe, erwartet euch nicht in Gänze bei einer „leichten“
Veranstaltung.
Allerdings solltet ihr euch grundsätzlich bewusst sein,
dass die Hauptarbeit beim Co liegt und der Schwierigkeitsgrat der Rallyeeinstufung eine große Rolle spielt.
„Männer“, die gerne selbst fahren und ihre Partnerin nach rechts
auf den Beifahrersitz setzen bilden nicht immer das optimale Team.
Wir haben ja schon gelernt, dass der Fahrer nicht soooo die
Verantwortung hat und so kann auch der Mann mal die entscheidende Rolle als Co übernehmen.
So glaubt mir,  liebe „Männerbesserfahrer“, es wird euch sehr viel Spass
bereiten, dass die „Frau“ nach eurer Nase tanzen muss, bzw. dahin
fahren muss wohin ihr ihr das ansagt!!!
Spaß muss sein und ich hoffe, dass ich als „alter Hase“ euch ein wenig
Einblick und Lust auf die Materie geben konnte – und von den alten
Hasen und auch von einigen neuen Hasen im CAC Kleve/Moers könnt
ihr immer jede Info zu unserem Hobby bekommen.
Das Wichtigste noch zum Schluss: auch ich habe mal neu angefangen
und habe nicht gleich gewonnen. Nicht sofort die „Flinte ins Korn
werfen“, wenn es am Anfang nicht so klappt. Es soll Spaß machen
und verlangt vom Anfängerteam schon ein wenig Geduld und auch
Disziplin.